Über die Gefährlichkeit kleiner Bäche und Hochwasserschutz für null Euro?

Bürgermeister Volker Mießeler und Bürgermeister Frank Keppeler wollen den Bachverband auflösen. Volker Mießeler will die etwa 60 Kilometer der kleinen Bäche (auch Fließe oder Ronnen genannt) im Stadtgebiet Bergheim vom Bachverband an den Erftverband übertragen. Dieser ist die gesetzliche Spezialorganisation für die Erft. Sie hat im Hochwasserschutz Priorität. Was das aber bedeuten kann haben die Bach-Anlieger, am sonst so harmlosen Pütz-Bach in Bedburg, mit hohen Sachschäden gerade leidvoll erfahren müssen.

Auch der Bachverband ist nach den Wasserverbandsgesetzen eine Spezialorganisation und zwar für die kleinen Bäche. Im Hochwasserfall haben diese für ihn Priorität. Diese kluge Aufgabenteilung ist die Grundlage für einen seit Jahren funktionierenden Hochwasserschutz in Bergheim und Pulheim.

Vorteile des Bachverbandes sind vor allem Ortsnähe und kurze Einsatzreaktionszeiten, zum Beispiel bei Störungen im Gewässer durch Windbruch und natürlich im Hochwasserfall (!).

Frank Keppeler plant schon mal einen Gesamtfinanzbedarf von 544.721,- Euro für den Fall ein, dass sein Kollege Mießeler nicht
vom Stadtrat vom Ausstieg abgehalten werden kann und Pulheim den Hochwasserschutz für rund 40 Kilometer der kleinen Gewässer im Stadtgebiet alleine stemmen müsste. Verbandsvorsteher Horst Engel: „Durch einen ehrenamtlichen Vorstand kostet der Hochwasserschutz für rund 100 Kilometer, die der Bachverband in Bergheim und Pulheim seit Jahren gewährleistet, insgesamt nur rund 500.000,- Euro/Vollkosten. Bürgermeister Keppeler könnte bei der Summe, die er für 40 Kilometer einplant, seinen Bürgermeisterkollegen Mießeler glatt einladen, für einen symbolischen 1,- Euro Mitglied im Bachverband zu bleiben. Quatsch. Hochwasserschutz kostet. Dort zu sparen kann tödlich enden“.

Die Tabelle zeigt, wo die kleinen Bäche Ortslagen, Wohn-, Gewerbegebiete und Straßen mit Hochwasser tangieren könnten.

  Anlage zum Zukunftskonzept Stand 16. 09. 2025                  
                     
  Übersicht zur Verdeutlichung welche Orts- Wohn- oder Gewerbelagen u. Straßen durch die „sonstigen Gewässer“ in Bergheim und Pulheim                  
  von Hochwasser tangiert sind und die der Bachverband seit Jahrzehnten, durch seine intensive Gewässerunterhaltung mit kurzen                  
  Reaktionszeiten bei Störungen vor Schadenshochwässern bewahren konnte:                  
                     
  Orts-, Wohn- und Gewerbelage             Gewässer    
                     
1 Rheid-Hüchelhoven, Wohngbiete             Gillbach    
2 Hüchelhoven, Wohngebiete             Totenbach    
3 Glessen, Sinthern, Geyen, Pulheim, Wohngebiete             Pulheimer Bach    
4 Glessen, Dansweiler Brauweiler (Wohn- u. Gewerbegebiete)             Randgraben von der Glessener Höhe,    
                Dansweiler- u. Brauweiler Ronnensystem    
5 Ahe, Neubaugebiet             Rossfließ    
6 Thorr, Mehrfamilienhäuser             Giesendorfer Fließ    
7 L 361             Ronnen der Wiedenfelder Höhe    
8 Quadrat-Ichendorf, Neubaugebiet, Gewerbegebiet Sonnenhang             Ronnensystem Fischbach    
  Supermärkte im Tal                  
9 Landwirtscjaftliche Höfe Raum Velderhof             Stetteler Fließ und Wiebach    
10 Ahe, Hofanlagen             Huppertstaler Fließ    
11 Niederaußem, Schule             Bonebach    
12 Bereich Asperschlag, zwei Straßen             Talgraben    
13 Stommeln, Wohngebiet Bereich Bruchstraße             Bolanderronne    
14 Geyen, Wohngebiet             Langer- und Manstedtener Graben    
                     
  Der Verbandsvorsteher                  
  gez.: Horst Engel                

Teurer geht’s nicht!

Von einem jährlichen Gesamtbedarf von 544.721 Euro (!) geht die Stadtverwaltung Pulheim aus, wenn sie die Aufgaben des Bachverbandes in die Stadtverwaltung integriert, so jetzt auf Seite 8 der Vorlage für den Umweltausschuss am 24. 9. 2025 und den Stadtrat am 7. 10. 2025 angekündigt – mit noch alten Mehrheiten.

Verbandsvorsteher Horst Engel: „Teurer geht’s nicht. Unser Bachverband hat für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2025, für alle Gewässer in Bergheim und Pulheim, insgesamt über 100 Kilometer  nur rund 500.000 Euro Vollkosten veranschlagt. Davon zahlen die Steuerzahler in Pulheim, für gut 40 Kilometer Gewässer rund 200.000 Euro und in Bergheim für knapp 60 Kilometer rund 300.000 Euro“. Dabei kann Bergheim seine Kosten nach dem Genossenschaftsprinzip über den Erftverband auf die Steuerzahler ihrer Mitgliedskommunen (Genossen) verteilen. Engel: „Die Pulheimer Rechnung könnte ein Schlag ins Gesicht der seit 61 Jahren ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder sein. Bei diesem Betrag könnten sich geradezu als ‚ausgebeutet‘ fühlen – tun sie aber nicht, weil es für sie eine Ehre und Berufung war diese Aufgabe mit Freude zu erfüllen. Ohne Ehrenamt würde Deutschland still stehen“.

Der Bachverband wird seine Vorlage in der 38. KW für die Gremien vorlegen.

Bauprojekt Starenweg sprengt Bebauungsplan – BVP fordert Klarheit

Bauprojekt Starenweg sprengt Bebauungsplan – BVP fordert Klarheit

Am Starenweg in Pulheim wächst die Empörung: Die Stadtverwaltung hat ein Bauvorhaben genehmigt, das mit dem geltenden Bebauungsplan nicht vereinbar ist. Statt der dort vorgesehenen Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen nun zwei massive Mehrfamilienhäuser mit jeweils zehn Wohneinheiten.

Die Nachbarschaft ist zu Recht alarmiert“, so der Bürgerverein Pulheim (BVP), der gestern mit vielen Anwohnerinnen und Anwohnern vor Ort sprach. „Die Wohnqualität eines ganzen Viertels steht auf dem Spiel – und das mitten in einer Stadt, die schon heute als drittwärmste Kommune in NRW gilt. Trotzdem wird ohne Rücksicht auf alte Bäume, die als grüne Lunge dienen, Beton vorgezogen.“

Besonders brisant: Frühere Eigentümer hatten mit kleineren Bauanträgen keine Chance – abgelehnt wegen Nichteinhaltung des Baufensters. Jetzt wird ein deutlich größeres Projekt durchgewunken. „Das riecht nach doppelten Maßstäben“, heißt es seitens des BVP.

Der Bürgerverein hat deshalb eine dringliche Anfrage an die Verwaltung gestellt und erwartet eine Antwort noch vor der Wahl. Außerdem hat der BVP beantragt, dass das Thema am 1. Oktober 2025 im Planungsausschuss behandelt wird. Diese Sitzung ist öffentlich – jede Bürgerin und jeder Bürger kann teilnehmen und sich in die Diskussion einbringen.

Die Menschen in Pulheim haben ein Recht auf Klarheit. Wenn Bebauungspläne nach Belieben übergangen werden, dann verspielen wir Vertrauen in Regeln und Demokratie“, so Birgit Liste-Partsch, Vorsitzende des BVP.

Und weiter: „Innenentwicklung ja – aber nicht um jeden Preis. Wer Bebauungspläne ignoriert und Baumbestand opfert, trägt dazu bei, dass Pulheim noch heißer, grauer und unattraktiver wird. Gerade jetzt ist Transparenz gefragt – und kein Wegducken hinter

Dezernate. Wir erwarten, dass Bürgermeister Keppeler vor der Wahl Stellung bezieht.“

Pulheim klima- und artenfreundlich gestalten – zwei neue Anträge des Bürgervereins Pulheim

Pulheim klima- und artenfreundlich gestalten – zwei neue Anträge des Bürgervereins Pulheim

Der Bürgerverein Pulheim bringt zur nächsten Sitzung des Umweltausschusses zwei neue Initiativen ein, die Klima- und Artenschutz in unserer Stadt voranbringen sollen:

  1. Pilotprojekt Entsiegelung & Schwammstadt

Pulheim soll klimaresilienter werden. Mit einem Pilotprojekt an öffentlichen Plätzen – etwa vor dem Kultur- und Medienzentrum, am Marktplatz oder auf geeigneten Schulhöfen – will der Bürgerverein aufzeigen, wie Entsiegelung, Stadtgrün und Wasserelemente Hand in Hand gehen. Ziel ist, Flächen zu entsiegeln, Regenwasser vor Ort zu speichern und durch Begrünung sowie kleine Wasserspiele die Aufenthaltsqualität zu steigern.

  1. Pulheim summt“ – mehr Blühflächen & Artenschutz

An den erfolgreichen Antrag des Bürgervereins „Pulheim blüht auf“ knüpft die neue Initiative „Pulheim summt“ an. Schulen, Kitas, Vereine und interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen auf freiwilliger Basis Blühflächen, Insektenhotels und Nisthilfen betreuen können. Parallel soll die Verwaltung prüfen, ob Fördermittel dafür genutzt werden können. So wird praktischer Artenschutz mit Bildung, Gemeinschaft und bürgerschaftlichem Engagement verbunden.

Birgit Liste-Partsch, Fraktionsvorsitzende des Bürgervereins Pulheim ist überzeugt:
„Mit unseren Anträgen zeigen wir: Wir wollen Pulheim fit für die Zukunft machen. Entsiegelte Plätze mit Grün und Wasserflächen bieten Abkühlung in heißen Sommern, und mit Pulheim summt schaffen wir mehr Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und Vögel. Beides stärkt nicht nur Klima- und Artenschutz, sondern auch die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt.“

Der Bürgerverein Pulheim bleibt damit seiner Linie treu: konkrete Projekte für eine grünere, lebenswertere Stadt – gemeinsam mit den Menschen vor Ort.

Noch keine Entscheidung zum Bachverband

Der Rat der Stadt Pulheim hat noch keine Entscheidung zur Zukunft des Unterhaltungsverbands Pulheimer Bach (UPB) getroffen. Am 24. September 2025 wird sich der Umweltausschuss erneut mit diesem Thema beschäftigen, das vor der Sommerpause von den zuständigen Gremien vertagt worden war. Der Rat der Stadt Bergheim hat bereits einstimmig die Auflösung beschlossen. Neben der Stadt Bergheim und der Stadt Pulheim gibt es kein weiteres Mitglied.

Die Stadtverwaltung wird eine weitere Vorlage zu den Beratungen im nächsten Sitzungslauf vorlegen. Schon in der Vorlage zu den Beratungen vor der Sommerpause hatte die Verwaltung die besonderen Verdienste des UPB hervorgehoben. Zugleich hatte sie jedoch darauf hingewiesen, dass aufgrund des Beschlusses des Rates der Stadt Bergheim dringender Handlungsbedarf bestehe und vorgeschlagen, die Aufgaben in Eigenregie zu übernehmen. Wie die Verwaltung in der Vorlage ausgeführt hat, sollen auch dann die Aufgaben wie Hochwasserschutz, Artenschutz und Bildungsprojekte wie das „Grüne Klassenzimmer“ fortgeführt werden. Schon heute ist die Stadtverwaltung zuständig für die Wartung und Instandhaltung des 300 Kilometer langen Kanalnetzes und für den Schutz vor Überflutung aus der Kanalisation und wild abfließendem Wasser.