Unser Alex Tauscher von der Radioreise ist entsetzt!
„Ich habe eine russische Seele und werde Russland immer lieben, doch jetzt ist in mir ein Weltbild zusammengebrochen.“ Alexander Tauscher ist vor 49 Jahren zwar in der damaligen DDR geboren und deutscher Staatsangehöriger. Doch in dem Radiomoderator aus Germering fließt russisches Blut. Seine verstorbene Mutter war Russin.Die jüngsten Ereignisse haben ihn aufgewühlt, er ist schockiert. Mehrmals im Jahr flog Tauscher bislang nach Moskau, um seine einzig noch lebende Verwandte zu besuchen. Mit der Cousine feierte er noch vor wenigen Wochen den Jahreswechsel. Damals dachte er noch nicht, dass es sein vorerst letzter Besuch in der zweiten Heimat sein würde. Am 6. Mai war das nächste Wiedersehen geplant. Der Flug ist schon gebucht, das Visum erst vor wenigen Tagen erteilt worden. Doch jetzt sind alle Lufträume zwischen München und Moskau gesperrt.
Tauschers Cousine ist die für den landesweit ausgestrahlten russischen TV-Sender „Swesda“ (Der Stern) arbeitende Journalistin Natalia Metlina, die in der zum russischen Verteidigungsministerium gehörenden Fernsehanstalt viermal pro Woche eine Talkshow hat und als parteilose Abgeordnete dem Moskauer Stadtrat angehört. Tauscher schaut dank der auf seinem Germeringer Balkon installierten Satellitenschüssel regelmäßig zu, wenn sie im 2300 Kilometer entfernten TV-Studio auf Sendung ist. Über seine Cousine sagt er: „Sie versucht vor der Kamera immer, möglichst neutral zu sein und vermeidet jede abwertende Äußerung über die Ukraine.
Dies ist in russischen staatlichen Medien nicht selbstverständlich.“ Der 49-Jährige, dessen Reisereportagen seit 15 Jahren von bundesweit 40 Radiosendern ausgestrahlt werden, hatte bis vor zwei Wochen „noch viel Verständnis“ für Putins Ukraine-Politik. „Jetzt aber macht er mir Angst. Ich bin enttäuscht von ihm.“ Tauscher kennt Land und Leute zu genau, weshalb er glaubt: „Die Mehrheit steht weiterhin hinter Putin, er wird als starker Mann gesehen.“ Trotzdem: Eine erst an Silvester gemachte „rührende Begegnung“ macht Tauscher Hoffnung auf Entspannung: „Ein Vertrauter des ehemaligen Präsidenten Gorbatschow hat zu mir gesagt: Wir würden doch niemals aufeinander schießen.“ (Text: Peter Loder)