Die Rheinische Landesklinik Brauweiler in den 1970er Jahren

In Brauweiler befand sich in den Gebäuden um die ehemalige Abtei das einzige psychiatrische Landeskrankenhaus, das 1978 aufgrund öffentlich gewordener katastrophaler Zustände geschlossen werden musste. Der „Brauweilerskandal“ ist bis heute in der Öffentlichkeit präsent und ein lokales Beispiel für die zunehmende öffentliche Kritik psychiatrischer Anstalten ab den 1970er Jahren. Sie ließ Verhältnisse einer patriarchal-autoritären Verwahrpsychiatrie, wie sie in Brauweiler besonders drastisch offenbar wurden, als nicht mehr tragbar erscheinen. Folgenreich war der Tod einer als geistig behindert eingestuften Patientin: Mitglieder der Sozialistischen Selbsthilfe Köln prangerten ihre vermutete Überdosierung an. Eine umfassende polizeiliche Untersuchung brachte weitere Todesfälle durch Überdosierungen, Misshandlungen sowie nächtliche Abseilungen aus offenen Fenstern ans Licht und führte zu mehreren Prozessen gegen Mitarbeiter und den Klinikleiter.
Dr. Andrea zur Nieden wird die besondere Entwicklung der Klinik als ehemalige Arbeits- und Trinkerheilanstalt darstellen, die sie zu einem ungewöhnlichen, aber auch besonders aufschlussreichen Beispiel für die „totale Institution“ Psychiatrie macht. Sie untersuchte diese im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes zur „Aufarbeitung der Geschichte der Menschen mit psychischen Erkrankungen in Institutionen des LVR seit 1945“ und ist inzwischen Leiterin einer BMBF-Forschungsgruppe am Institut für Soziologie, Universität Freiburg.“

Ein Vortrag in der Reihe „Mittwochs im Archiv“
Referentin: Dr. Andrea zur Nieden, Uni Freiburg
Veranstaltungsort: LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler, Gierden-Saal
Wann: Mittwoch, 5. Juni 2019, 18 Uhr
Veranstalter: LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Eintritt frei